Der Frühling in der TCM
18. Februar 2019Zeit, um aufzublühen!
Nach den kalten Wintertagen erwärmt sich nun langsam die Luft und löst Natur und Mensch aus der Zurückgezogenheit. Die Energie in der Natur bewegt sich nach oben und das sollte beim Menschen nicht anders sein.
Laut Traditioneller Chinesischer Medizin beginnt schon Mitte Februar der Frühling. Der TCM-Kalender berechnet die Jahreszeiten etwas anders als wir das tun. So gilt der 21. März bei uns als astronomischer Frühlingsbeginn, laut Dojo-Kalender hat der Frühling hier aber bereits seinen Höhepunkt erreicht.
Das Holz-Element repräsentiert die Energien des Frühlings. Die Kräfte, die in der stillen Dunkelheit des Winters geruht haben, streben nun nach oben, um sich kraftvoll zu entfalten. Es ist eine aufsteigende Energie, die mit Wachstum assoziiert wird – am liebsten dynamisch, leicht, spontan, unbeschwert und ohne Einschränkung. So wird diesem Element vor allem der Beginn und das In-Gang kommen einer Bewegung zugeschrieben, es vermittelt die Idee des Neubeginns und des Hervorbringens. Holz symbolisiert das sprießende junge Grün des Frühlings und der Bambus ist wohl das treffendste Symbol für diese Wandlungsphase: Immergrün, schnell sprießend, ungemein stark und trotzdem nach allen Seiten beweglich.
Im körperlichen Bereich sind dem Holz die Leber und die Gallenblase zugeordnet. Die Leber sorgt für einen harmonischen Energiefluss, für das so genannte „freie Fließen von Qi“ im Körper. Außerdem speichert die Leber Blut, versorgt die Sehnen und Gelenke und erhält so den Körper geschmeidig und elastisch. Die Gallenblase hingegen ist unser Entscheidungsträger nach außen – so wird jemand mit einem harmonisch fließenden Leber- und Gallenblasen Qi einerseits flexibel in seinem Denken und Handeln sein, andererseits Entscheidungen schnell, aber doch gut überlegt fällen können. Gerade dieser Funktionskreis ist von besonderer Wichtigkeit, regelt er doch nicht nur den Energiefluss in seinen eigenen Organen, sondern ist auch für die Harmonie in allen anderen Funktionskreisen verantwortlich.
Die weniger schöne Seite im Holz-Element ist gut mit dem Sprichwort „Mir ist eine Laus über die Leber gelaufen“ erklärbar. Wut und Ärger hängen eng mit Leber/Gallenblase zusammen und chinesisch gesehen erzeugen diese Emotionen Hitze im Körper. Wenn uns der Blitzableiter fehlt, dann wird der Energiefluss blockiert und Probleme mit der Verdauung (Verstopfung), ziehende Schmerzen im Bereich der Galle (unter dem rechten Rippenbogen) sind die Folge.
Der Frühling: kraftvoll, beweglich und dynamisch
Der Frühling birgt eine explosionsartige Kraft, viel Bewegung und den Drang nach Dynamik in sich. Alles blüht, wächst und gedeiht. Die Wiesen werden grün, die Kraft von Sonne, Wasser und Wind sorgen dafür, dass Pflanzen und Bäume wieder zum Leben erwachen.
Mit reichlich Bewegung im Grünen und natürlich auch mit der richtigen Ernährung stärken wir uns in dieser Jahreszeit und können dafür sorgen, dass unser Qi wieder in Fluss kommt.
Das Holz in unserer Nahrung: sauer, länglich und grün
Der für das Holz-Element unterstützende Geschmack ist sauer, denn fast alle sauren Nahrungsmittel wirken erfrischend, was für die hitzigen Holz-Organe sehr günstig ist – Säfte werden genährt und Hitze gekühlt. Sauer macht also tatsächlich lustig, weil es Leber und Gallenblase erfrischt und dadurch entspannt. Dazu gehören viele Obstsorten, Zitrone, Rhabarber, Joghurt und Tomaten, aber auch Essig und milchsauer eingelegtes Gemüse (Pickles, Sauerkraut).
Die Farbe des Holzes ist Grün, wie das junge Grün, das sich jetzt in der Natur zeigt – und somit sollten im Frühling jede Menge grüne Nahrungsmittel auf unserem Teller landen. Grünes Blattgemüse wie Spitzkohl, Mangold oder Brokkoli bringt die Holz-Energie in uns zum Schwingen, wie auch frische Kräuter und Wildgemüse uns jetzt in Schwung bringen.
Neben dem Geschmack und der Farbe lässt sich unsere Nahrung daher auch nach seiner energetischen Qualität zuordnen. Einige Nahrungsmittel repräsentieren die aufstrebende und dynamische Energie des Frühlings durch ihre langgestreckte und hoch gewachsene Form (z.B. Lauch, Gurke, Spargel oder Frühlingszwiebeln), wie auch durch ihr schnelles Wachstum, wie zum Beispiel das von frischen Sprossen. Sie sorgen für Bewegung des Qi und beinhalten zudem ein wahres Kraftwerk an Energie und Nährstoffen für unseren Organismus bereit.
Der Kochstil des Holz-Elements ist Blanchieren, Dünsten und Dämpfen – also Techniken, mit denen wir auch aufsteigende Energie und Leichtigkeit in unser Essen bringen.
Für ausreichend Bewegung im Holz-Element sorgen
Viel Zeit in der Natur und ausreichend Bewegung helfen uns, unsere Leber- oder Holzenergie zu pflegen. Nicht umsonst wachsen nun viele Kräuter, Wildkräuter, Kresse, Sprossen und Keime, die uns mit ihrer sprießenden Energie frische Lebenskraft schenken – ihre Frühlingsenergie schwemmt überschüssiges Salz des Winters aus, verhindert bzw. vertreibt angehende Frühjahrsmüdigkeit und macht Lust auf Bewegung.
Frühjahrsputz im Holz-Element
Der Frühling gilt bei uns als jene Zeit, in der wir entschlacken, Giftstoffe ausscheiden und frische und dynamische Energien in uns erwecken wollen. Wir tun daher gut daran, Alkohol, Fleisch- und Fettkonsum zu reduzieren, um die Leber- und Gallenblase zu entgiften, und uns hauptsächlich von frischem Gemüse, Getreidegerichten (insbesondere Grünkern, Dinkel und Weizen) und vielen frischen Kräutern zu ernähren. Dies sorgt auch psychisch für Entspannung, weil leichte Pflanzenkost die Organe des Holz-Elements erleichtert und dadurch für einen entspannten Fluss des Qi’s sorgt.
So ist der Antrieb vorhanden, um jenseits vom alten Ballast etwas in Gang zu setzen (Frühjahrsputz!), Veränderungen vorzunehmen und Herausforderungen mit vollem Einsatz zu begegnen. Das Holz-Element steht für Kreativität, Visionen und Wachstum. Die Folgen sind im Idealfall wunderbar: Wir machen es wie die Natur und blühen auf!