Richtig trinken im Sommer

27. Juni 2022

„Komm, mein Herz. Es ist Sommer.“

Seit letzter Woche ist nun auch nach unserem, westlichem Kalender offiziell Sommer (nach chinesischem tatsächlich schon seit Mitte Mai) und mit den steigenden Temperaturen und langen Tagen steigt bei mir auch die Lebensfreude und die Lebensqualität. Geht es dir auch so?

In der Natur zeigt sich dies durch Pracht und Fülle: Alles erstrahlt in einem satten grün, Blumen blühen, Vögel zwitschern um die Wette und das Angebot an heimischen Obst und Gemüse ist so üppig, wie zu keiner anderen Jahreszeit. Eine unendliche Fülle breitet sich aus.

In der TCM steht der Sommer im Zeichen des Feuer-Elements, das auch gerne „Zeit des großes Yangs” genannt wird. Es steht für Lebensfreude, Leichtigkeit, Inspiration und Tatendrang. Es liebt die Geselligkeit, Begeisterungsfähigkeit und Spontanität. Der Sommer bringt uns ins Schwärmen und erinnert uns auch an unsere eigene Lebendigkeit und Verspieltheit. Im wahrsten Sinne des Wortes ist es die Sommerzeit, in der wir besonders schnell „Feuer und Flamme“ sind oder für etwas brennen.

Dieses Feuer des Sommers aktiviert und motiviert uns, unsere Projekte und Ideen umzusetzen. Es setzt Energien frei, die wir nutzen können. Allerdings nur, wenn wir mit unseren Energien gut haushalten und auf unser Yin achten, erschöpfen wir unsere Ressourcen nicht.

Deshalb: Auch wenn wir im Sommer oft nicht so hungrig sind, braucht es ausreichend Nahrung, damit unsere Mitte genug Qi und Blut bilden kann. Joghurt mit Früchten zum Frühstück und ein Salat zum Mittagessen sind aus TCM-Sicht thermisch kalt und können auf Dauer unsere Mitte erschöpfen. In der TCM wird daher empfohlen, auch im Sommer ausreichend gekochte Mahlzeiten zu sich zu nehmen.

Und was für die Nahrung gilt, gilt auch für die Getränke. Denn selbst bei der größten Hitze ist es aus Sicht der TCM nicht ratsam, zu eisgekühlten Getränken zu greifen.

Denn eiskaltes Leitungswasser, Limonaden mit Eiswürfeln, Mineralwasser aus dem Kühlschrank oder Fruchtsäfte und Smoothies bringen enorme Kälte in deine Mitte und schwächen dadurch dein Verdauungsfeuer. Dadurch wird deine Verdauung träge, der Nahrungsbrei kann nicht mehr aktiv und kraftvoll weiter transportiert werden und bleibt viel zu lange in deinem Verdauungstrakt liegen. Dadurch können dann unterschiedliche Beschwerden entstehen:

Blähbauch und Blähungen
Weicher Stuhl bis hin zu Durchfall
Bauchschmerzen
Müdigkeit und Antriebslosigkeit
Gewichtszunahme
Wasseransammlungen, Ödeme und Cellulite

Zumal eisgekühlte Getränke nur ein kurzzeitiges Gefühl von Kühlung schenken. Denn eiskalte Getränke muss der Körper auf Körpertemperatur aufwärmen, wodurch der Stoffwechsel aktiviert wird. Der Körper arbeitet hoch und die Folge ist, wir schwitzen noch mehr als vorher. Das ist der Grund, warum in allen heißen Ländern dieser Welt Tee und nicht eiskaltes Wasser getrunken wird. Denn warme Getränke muss der Körper nicht erst aufwärmen, wodurch auch keine zusätzliche Wärme im Körper entsteht. Somit wirken warme Getränke sofort erfrischender. Ein weiterer Vorteil von warmen Getränken ist, dass sie deine Mitte und deinen Verdauungsapparat wärmen, stärken und unterstützen.

Welche Getränke sind für den Sommer gut geeignet?

Am besten und einfachsten ist es, warmes (idealerweise abgekochtes) stilles Wasser zu trinken. Falls dir das auf Dauer zu fad ist, kannst du es auch gerne mit Kokoswasser oder Aloe Vera Saft mischen. Gut ist auch Tee, den du nicht unbedingt heiß, sondern auch lauwarm oder auf Zimmertemperatur trinken kannst. Dazu bieten sich folgende Sorten an:

Pfefferminztee
Kamillentee
Grüner Tee
Schwarzer Tee
Orangenblüten

Bittere Getränke klären die Hitze

Der bittere Geschmack leitet nach unten und senkt somit auch die Hitze im Körper ab. Bittere Kräuter, die thermisch kalt sind, wirken daher an heißen Sommertagen erfrischend. Dazu zählen zum Beispiel folgende Getränke:

Brennnesseltee
Löwenzahnblättertee
Grüner Tee
Schwarzer Tee
Kaffee (in Maßen)
(alkoholfreies) Bier

Saure Getränke erfrischen

Der saure Geschmack wirkt zusammenziehend und hilft dabei die Körpersäfte zu bewahren. Da wir im Sommer vermehrt schwitzen, ist es besonders wichtig, gut auf deine Körpersäfte zu achten. Außerdem wirkt der saure Geschmack thermisch erfrischend und ist daher ideal für heiße Sommertage. Getränke mit saurem Geschmack sind zum Beispiel:

Zitronenwasser (Wasser mit einem Spritzer Zitronensaft oder 1-2 Tropfen ätherischen Zitronenöl)
Hagebuttentee
Hibiskustee
Früchtetee

Alkohol fördert Hitze

Prosecco, Champagner und Weißwein werden zwar gekühlt getrunken, können aber für viele Menschen auch im Sommer zu erwärmend wirken, denn Alkohol trocknet den Körper aus und wirkt erhitzend. Besonders wenn du zu Hitzesymptomen neigst, wie Hautprobleme, Kopfschmerzen oder Entzündungen, solltest du mit Alkohol sehr achtsam umgehen. Vor allem hochprozentiger Alkohol und Rotwein wirken stark erhitzend, und diese solltest du deshalb besonders im Sommer meiden.

Achtung auch bei Smoothies und Fruchtsäften

Auch wenn uns immer wieder erzählt wird, wie gesund Gemüse- oder Obst-Smoothies sind, so ist das nur die halbe Wahrheit. Denn auch wenn diese Säfte und Smoothies aus Rohkost viele Vitamine und Enzyme beinhalten, sind sie thermisch kalt und können deine Mitte enorm belasten. Vor allem, wenn du bereits eine abgekühlte, schwache oder träge Verdauung hast.

Daher rät die TCM nicht zu viele rohe Gemüse- oder Fruchtsäfte zu trinken. Um Smoothies & Co. bekömmlicher zu machen, gibt es außerdem verschiedene Möglichkeiten:

Mische die Rohkost für deine Drinks mit gekochtem Gemüse – da freuen sich deine Mitte und dein Verdauungsapparat.
Würze deine Drinks mit erwärmenden und verdauungsfördernden Gewürzen wie Dill, Fenchel, Kardamom, Kurkuma, Koriander, Petersilie, Schnittlauch oder Zimt.
Spritze deine Drinks mit warmen Wasser auf.

Und wie immer gilt: Achte gut auf dein Bauchgefühl und schau, was dir gut tut! Bist du gesund, fit und fühlst dich vital, dann genieße den Sommer mit all seinen Genüssen und lass auch gerne mal alle Fünfe gerade sein. Das gehört zum Leben und vor allem zum Sommer dazu und wenn du ein gesundes Maß einhältst, dann ist alles gut.