Der Sommer in der TCM - 1

Der Sommer in der TCM

23. Mai 2019
Nachdem wir nun lange auf schönes Wetter warten mussten, scheint nun endlich wieder die Sonne und wir bekommen wieder einen Vorgeschmack auf den anstehenden Sommer. Laut TCM-Kalender, der die Jahreszeiten etwas anders berechnet als wir es tun, sind wir tatsächlich auch schon im Sommer. Und gemäß dem Leitsatz, die Energie folgt der Aufmerksamkeit, beschäftige ich mich nun heute mit dem Sommer, in der Hoffnung, dass das Wetter dann nachzieht 🙂

Der Sommer wird in der TCM dem Feuer-Element zugeordnet, und symbolisiert somit die Hitze wie auch die wärmste Zeit des Jahres. Die im Frühjahr aufgestiegene Energie des Holz-Elements intensiviert sich nun, denn Feuer ist naturgemäß kraftvoller, aktiver und dynamischer. Wie die Flammen des Feuers, so verlässt die Energie ihre bislang geordneten Bahnen, strömt nach außen und lodert in alle Richtungen.

Auch Licht und Liebe, Lachen und Leichtigkeit kennzeichnen den Sommer: Die Sonne steht an ihrem höchsten Punkt und ihre Strahlen wärmen die Erde am längsten. Die Natur zeigt sich in ihrer ganzen Pracht und schöpft aus der Fülle: Pflanzen stehen in voller Blüte, Tiere strotzen vor Kraft und Vitalität, Insekten und Vögel fliegen kreuz und quer, überall herrscht reges Leben.

Auch uns Menschen beflügelt der Sommer in unserer Aktivität – die Tage werden länger und die Nächte kürzer. Die täglichen Anforderungen erfüllen wir mit Leichtigkeit und haben immer noch genügend Energie um das Plus an Stunden für Freunde, Feste und Freizeit zu nutzen. Es ist die Phase der Liebe und der Leidenschaft, schnell lassen wir uns begeistern und fangen Feuer für neue Ideen, Bekanntschaften oder Projekte. Im Lebenszyklus des Menschen steht das Feuer-Element für die Jugend.

Die Ernährung im Feuer-Element

Jedes Nahrungsmittel, das wir zu uns nehmen, bereichert uns mit seiner Energie, mit der wir unsere eigene Lebensenergie beeinflussen können. Daher profitieren wir im Sommer von einer Ernährung, die unsere nach außen gerichtete „Feuer-Energie“ und Lebensfreude unterstützt und uns gleichzeitig die nötige Basis gibt, um diese Jahreszeit auszukosten, ohne dabei „auszubrennen“.

Das Feuer in unserer Nahrung: Rot, unregelmäßig und bitter

Wie beim Feuer kennzeichnen sich die Nahrungsmittel im Feuer-Element durch eine rote Farbe in all ihren Schattierungen (zum Beispiel Erdbeeren, Johannisbeeren, Tomaten) und durch spitze, unregelmäßige Formen (zum Beispiel Chili, Paprika). Und wie jedes Feuer, darf auch das Feuer in uns nicht außer Kontrolle geraten und alles „in Brand“ setzen. Daher unterstützt der bittere Geschmack das Feuer-Element, weil er die aufsteigende Energie mäßigend nach unten lenkt und dafür sorgt, dass die Feuer-Energie nicht zu hoch lodert. Typische Vertreter des bitteren Geschmacks sind Sommersalate, Radicchio, Rucola, Endivien und Artischocken, die Pampelmuse als Obst oder auch getrocknete Gewürze wie Rosmarin, Thymian oder Oregano.

Bitter wirkt verdauungsfördernd und austrocknend

Der bittere Geschmack regt die Verdauung an, weswegen man zum Beispiel gerne vor dem essen einen bitteren Aperitif oder nach dem Essen einen Espresso trinkt. Bitter hat aber auch eine austrocknende Wirkung und im Übermaß trocknet es das Blut und die Körpersäfte aus, wie man es zum Beispiel beim Menschen beobachten kann, die rauchen und viel Kaffee trinken. Es bewirkt eine trockene, faltige Haut, weil das Bittere die Feuchtigkeit der Haut beeinträchtigt.

Erfrischende Nahrung und viel Flüssigkeit zum Ausgleich

Um uns vor der austrocknenden Wirkung des Feuers zu schützen, sollten wir unsere Ernährung um erfrischende Nahrungsmittel ergänzen (wie zum Beispiel sämtliches Kohlgemüse, Champignons, Paprika, Sellerie, Chicoree oder Äpfel und Birnen) und für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen.

Warme Nahrung zur Unterstützung der Verdauung

Die Rohkost wird ebenfalls dem Feuer-Element zugeordnet, da sie bei großer Sommerhitze als kühlende Kost eher zu bevorzugen ist als im Winter. Dennoch gilt es auch im Sommer so oft wie möglich warm zu essen, denn nach fernöstlichem Verständnis können zu viel Rohkost, Eisgekühltes und kalte Speisen zu einer Ansammlung von Kälte und Schleim führen, die das Immunsystem schwächen und zu Müdigkeit, Leistungsschwäche, Lustlosigkeit und Verdauungsschwäche führen kann. Grillen, kurzes Anbraten und Wok-Gerichte sind unterstützende Kochtechniken, die jetzt gut in die Jahreszeit passen und die nötige Wärme in unsere Speisen bringen.