Emotionen aus Sicht der TCM
25. März 2021Wie du deine Emotionen in Balance bringen kannst
Für die heutige Podcastfolge habe ich wieder ein spannendes Thema aus der TCM mitgebracht, das uns alle gleichermaßen und jeden Tag betrifft, und das ist das Thema Emotionen, als eine Säule unserer Gesundheit. Welche Grund-Emotionen es aus Sicht der TCM gibt, wie diese unsere körperliche und geistige Gesundheit beeinflussen und wie wir es schaffen können, ausgleichend auf sie einzuwirken, um immer wieder in eine gesunde Balance zu finden. Viel Freude damit!
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In der TCM ist schon seit Jahrtausenden tatsächlich bekannt, dass die körperliche, emotionale und geistige Gesundheit eng miteinander verbunden sind. Und dass sich das eine nicht von dem anderen trennen lässt.
Emotionen werden dabei wie andere pathogene (krankmachende) Faktoren bewertet: Sie gelten als innere Faktoren, während es auch noch äußere Faktoren gibt, wie Wind, Hitze, Feuchtigkeit, Trockenheit und Kälte. Diese müssen aber erst unser Abwehrsystem überwinden , um uns krank machen zu können, während Emotionen ja bereits in uns wirken. Und gegen diese inneren Faktoren kann sich der Körper nicht alleine schützen, sondern hier müssen wir ganz bewusst einen gesunden Umgang finden, um im Sinne der TCM in Balance und gesund zu bleiben.
Und so gibt uns die TCM auch verschiedene Möglichkeiten, um mit positiven Gefühlen und Glaubenssätzen wie auch mit unserer Ernährung immer wieder ausgleichend auf unsere Emotionen einzuwirken. Denn sind diese Emotionen zu stark und zu langanhaltend, können sie körperliche Beschwerden und Krankheiten erzeugen.
Dazu passt auch eine alte chinesische Redewendung, die besagt:
„Sind Freude und Zorn sehr heftig, so dauert das Leben nicht lange.“
Aus Sicht der TCM gibt es 7 Emotionen, die den 5 Elementen zugeordnet werden.
Denn jedes Element hat seine ganz eigene Energie, die sich auf unser Qi, also auf unsere Lebensenergie auswirkt und dadurch auch eigene Emotionen erzeugen kann:
- Das Holz-Element hat eine aufstrebende und zielgerichtete Energie, die zu Zorn führen kann.
- Das Feuer-Element hat auch eine aufstrebende, aber auch eine auseinanderströmende Energie, die Freude erzeugen kann.
- Das Erd-Element hat eine sich sammelnde Energie, die zu ständigem Sich-Sorgen und auch zu Grübeln führen kann.
- Das Metall-Element hat eine nach innen gerichtete Energie, die Traurigkeit auslösen und verstärken kann.
- Das Wasser-Element eine nach innen und unten gerichtete Energie, die durch Angst und auch Schock ausgelöst und verstärkt werden kann.
Da unser Qi in alle genannten Richtungen fließen soll, darf es auch die unterschiedlichen Emotionen mit sich bringen. Wichtig ist dabei immer nur, dass wir mit unserer Energie nicht in einer Emotion hängen blieben. Denn unser Qi soll ja gleichmäßig durch unseren Körper fließen. Wird dabei eine Emotion zu stark, kann sie unser Qi und unsere Lebensenergie stagnieren lassen, sie blockieren oder sie auch zu stark in eine ganz bestimmt Richtung lenken.
Das Holz-Element und der Zorn
Die Energie im Holz-Element steigt auf, will wachsen und sich frei entfalten. Herrscht jedoch Hitze im Körper, steigt die Energie zu schnell auf. Das kennst du bestimmt auch von deiner Heizung: die warme Luft steigt nach oben. Hitze aber schießt regelrecht nach oben, lässt uns wütend und zornig werden. Wir bekommen einen roten Kopf vor lauter Wut, werden laut und aufbrausend. In der TCM sprechen wir dann von Leber-Feuer, weil Leber und Galle die zugeordneten Organe sind. So erklären sich dann auch die bekannten Sprichwörter „Mir ist eine Laus über die Leber gelaufen“ oder „Da kommt mir die Galle hoch“. Oder „Gift und Galle spucken“.
Menschen, die häufig mit diesen Emotionen zu tun haben, leiden auch ganz oft auch an Kopfschmerzen, Schwindel oder Bluthochdruck. Weil sich so die Leber-Hitze auf körperlicher Ebene zeigt. Und diese aufsteigende Leber-Hitze kann sich auch auf anderen Stationen auf ihrem Weg nach oben Richtung Kopf zeigen, z.B. durch Myome oder Brustknoten, Schilddrüsen-Überfunktion aber auch durch Entzündungen der Gesichtsnerven oder der Augen. Da Hitze grundsätzlich Entzündungen schürt, kann es auch zu Harnleiter-, Blasen- oder Prostata-Entzündungen kommen oder, weil Hitze auch zu Trockenheit führt, zu Verstopfungen.
Die chinesische Medizin weiß, dass nicht nur Zorn und Wut die Leber schädigen, sondern auch gewisse Lebensmittel Leber-Feuer, also Hitze, erzeugen und auch Emotionen wie Aggression und Ärger hervorrufen können. Wie zum Beispiel Alkohol. Alkohol schürt Hitze und das Yang, also die aufsteigende Energie weiter an: die Augen werden rot, die Hautdurchblutung steigt, die Gefühle schäumen über. Die Energie wird unkontrollierbar – im besten Falle führt das nur zu einem unruhigen Schlaf, wenn die Leber ab 1 Uhr morgens mit den Aufräumarbeiten beginnen muss, im schlimmsten Falle führt es zu tränenreichen Gefühlsausbrüchen, schlimmen Streitigkeiten und Gewalttätigkeiten.
Aber auch scharfe Lebensmittel fördern Hitze, wie z.B. Chili, Ingwer, Zwiebeln, Knoblauch, Lauch und auch scharfe Kochmethoden wie Frittieren, scharfes Anbraten oder Grillen.
Im Gegensatz dazu sind Lebensmittel, die sauer schmecken ein wohltuender Ausgleich für Leber und Gallenblase, weil der saure Geschmack kühlend und dadurch ausgleichend auf die Hitze wirkt und die kostbaren Körperflüssigkeiten bewahrt, die im Grunde auch sowas wie unsere Kühlflüssigkeit darstellen. Gleichzeitig erzeugt der saure Geschmack eine Bewegung nach innen und bewahrt die Holz- bzw. Leber-Energie davor, zu hoch und über das Ziel hinaus zu schießen.
Es gibt aber auch positive Emotionen und Eigenschaften, die das Holz-Element stärken, so zum Beispiel alles, was deine Kreativität fördert und dir Spaß und Freude bereitet, ohne einen bestimmten Zweck zu erfüllen. Genauso auch Bewegung aus der Freude heraus, zum Beispiel Tanzen, ohne Leistungsdruck, und: die eigenen Grenzen zu respektieren und zu wahren.
Das Feuer-Element und die Freude
Die TCM kennt zwei Arten von Freude.
Die erste ist die Art, wenn wir etwas erleben, das unser Herz so richtig strahlen und sich öffnen lässt, oder wenn wir mit Menschen zusammen sind, die wir lieben und die uns gut tun. Das ist aus Sicht der TCM eine wohltuende und auch nährende Art von Freude.
Die zweite Art von Freude, ist die unkontrollierte, fast schon hysterische, übertriebene und anstrengende Art von Freude bis hin zu einer Ekstase, die sehr kräftezehrend ist und deshalb in der TCM als krankmachende Emotion bezeichnet wird. Sie beschleunigt unseren Qi-Fluss und beeinträchtigt das Herz und kann Symptome von, wir nennen es „Herz-Feuer“ hervorrufen oder verstärken, wie z.B. Herzrasen und eine innere Unruhe, die sich auch nachts noch zeigt durch Schlafstörungen, vielen und lebhafte Träumen oder auch durch Nachtschweiß. Oft erkennt man Herz-Feuer auch bei Menschen, die sehr schnell sprechen und viel bzw. zu viel und zu oft lachen oder viel kichern, auch in Situationen, die das gar nicht hergeben.
Der bittere Geschmack, der dem Feuer-Element (und seinen zugeordneten Organen Herz und Dünndarm) zugeordnet wird, beschützt bzw. schützt die Herz-Energie, in dem er die Energie nach unten leitet und so, ähnlich wie der saure Geschmack, verhindert, dass die Energie zu schnell fließt und sich zerstreut. Dazu gehören bittere Salate, wie Chicoree, Radicchio und Endivie, das kann aber auch ein Stückchen Bitterschokolade, eine Prise Paprika oder ein Espresso sein. Aber Achtung: Zu viel des Guten ist auch zu viel und so kann zu viel Kaffee wiederrum Herz-Hitze auslösen und zu Unruhe und einem Gefühl von Druck und Getriebensein führen. Leider ist es aber nicht selten, dass ausgerechnet Menschen, die schon unter Stress und Zeitdruck stehen, zu viel Kaffee trinken. und dadurch ihre Herz-Hitze noch verstärken.
Was dem Feuer-Element besonders gut tut und ihm Ruhe schenkt, sind beständige Liebe und Freude in Beziehungen zu kultivieren, genauso wie Offenheit und gegenseitiger Respekt, und sich vor allem auch in Gelassenheit zu üben, zum Beispiel über eine regelmäßige Meditationspraxis und für die Yogis unter euch, Yinyoga.
Das Erd-Element und das Grübeln und ständige Sich-Sorgen
Bei Menschen, die zu viel Grübeln, nachdenken und sich ständig Sorgen machen, beginnt das Qi zu stagnieren, was aus Sicht der TCM zu Feuchtigkeit, also Nässe und Schlacken im Körper führt. Diese Feuchtigkeit beeinträchtigt vor allem die Milz und kann zu einem so genannten Milz-Qi-Mangel führen. Also zu einer schwachen Mitte, die sich dann durch verschiedene Beschwerden zeigen kann:
- Müdigkeit, Antriebslosigkeit bis hin zu Depressionen
- viel Appetit auf Süßes oder Fettiges, Unverträglichkeiten und Gewichtszunahme
- weiches und kraftloses Gewebe (Wassereinlagerungen und Cellulite)
- Neigung zu breiigem Stuhl oder Durchfall
- Neigung zu kalten Händen und Füßen
Diese Feuchtigkeit fürht aber nicht nur dazu, dass unsere körperliche Mitte geschwächt wird und wir unsere Nahrung nicht mehr richtig verdauen können, sondern auch zu einer Schwächung unserer psychischen Mitte, also dazu, dass Eindrücke, Bilder und Informationen, die wir aufnehmen, auch quasi „unverdaut“ zurückbleiben und dazu führen, dass wir nicht mehr klar denken können. Feuchtigkeit legt sich wie ein nasser Nebel auf unseren Geist, so dass wir noch sorgenvoller werden. Und gerade Menschen, die sich schon viel sorgen, greifen gerne zu Süßigkeiten, Milchprodukten oder Backwaren. Die dann leider noch mehr Nässe erzeugen, wodurch sich die Katze dann in den Schwanz beißt.
Interessanterweise ist die Lust auf Süßes schon das richtige Signal des Körpers, denn der süße Geschmack entspannt und harmonisiert unsere Milz – aber das gilt nicht für Schokolade, Haribo & Co. sondern für den natürlich mildsüßen Geschmack, wie wir in z.B. in Hülsenfrüchten, gekochtem Gemüse und Vollkorngetreide oder auch in Nüssen und Trockenfrüchten finden. aus meiner Erfahrung ist Die einfachste Methode, um Süßgelüste vorzubeugen regelmäßig ein süßes Porridge zu frühstücken.
Auf mental-emotionaler Ebene stärken positive Gedanken und Eigenschaften das Erd-Element (und somit auch Milz und Magen), wie Ausgeglichenheit und Gerechtigkeit, genauso wie Mitgefühl zu kultivieren. Und auch alles, was dir hilft, immer wieder ganz bewusst in diesem Moment, im Hier und Jetzt anzukommen, also raus aus dem Grübeln über Vergangenes und raus aus den Sorgen über die Zukunft.
Das Metall–Element und die Traurigkeit
Vielleicht hast du auch schonmal die Erfahrung gemacht, dass eine traurige Nachricht dir regelrecht die Sprache verschlägt? Das du dann nur noch schwer atmen kannst und dir die Luft wegbleibt? Hier ist die Wirkung von Trauer auf das Element Metall und seinem zugehörigen Organ Lunge deutlich zu erkennen: Trauer zersetzt das Qi und beeinträchtigt die Lunge. Vor allem langanhaltende Trauer kann zu einem Lungen-Yin-Mangel führen, der sich durch Lungenkrankheiten, und auch durch Trockenheitssymptome äußert, denn Yin steht für die kostbaren Körperflüssigkeiten, und wenn es zu einem Lungen-Yin-Mangel kommt, dann kann sich das in trockenem Husten oder Reizhusten, einem kratzigen Hals, trockener, juckender Haut, brüchigen Nägeln und Haaren oder einer Neigung zu Verstopfung wie auch durch Gewichtsverlust zeigen.
Auf der körperlichen Ebene wird die Metall-Energie (und seine Organe Lunge und Dickdarm) durch den scharfen Geschmack gestärkt, weil er die Energie wieder nach oben und außen zieht. Erinnere dich an das letzte Scharfe was du gegessen hast und dabei spüren konntest, wie es dir warm wird oder dir vielleicht sogar auch der Schweiß ausbricht. So sorgt also auch hier der Geschmack für einen energetischen und somit auch emotionalen Ausgleich, nämlich in dem er verhindert, dass die Energie sich durch Trauer und Trockenheit zu stark nach innen zurückzieht.
Auf der mental-emotionalen Ebene wird das Metall Element durch Mut und Verantwortungsgefühl gestärkt, durch das Urvertrauen und den Optimismus, den wir brauchen, um aus negativen Erlebnissen oder Situationen etwas Positives ziehen zu können. Genauso, wie auch durch die Fähigkeit, sich anzupassen, um die Situation und die Emotionen zu akzeptieren und loszulassen. Also alles Eigenschaften, die uns darin unterstützen mit Traurigkeit, die zum Leben nunmal dazu gehört, besser fertig zu werden.
Das Wasser-Element mit Angst und Schock
Die Redewendungen „Mir rutscht das Herz vor Angst in die Hose“ und „Sich vor Angst in die Hose machen“ machen die Energiebewegung von Angst deutlich: nämlich nach unten. Schock zerstreut das Qi und Angst führt es nach unten. Angst, egal ob Situations- oder Existenzangst, lähmt die Nieren-Energie und schwächt die Lebenskraft, die in den Nieren sitzt. Auf der anderen Seite neigen Menschen mit schwachen Nieren zu Überängstlichkeit. Also auch hier: das eine bedingt das andere und umgekehrt. Wir sprechen dann von einem so genannten Nieren-Qi-Mangel.
Und mangelt es an Qi, mangelt es an Kraft, und das kann sich dann auf körperlicher Ebene, durch die nach unten führende Bewegung von Angst, in schwachen, zittrigen Beinen äußern, oder auch durch Inkontinenz oder einer Neigung zu Durchfall, sowie durch eine schwache Menstruation oder einer Potenzschwäche. Und auch Lendenschwäche und Lendenschmerzen sind ein häufiges Symptom von Nieren-Qi-Mangel.
Wegen seiner nach innen und unten ziehenden Bewegung unterstützt der salzige Geschmack das Wasser-Element und seine ihm zugeordneten Organe Niere und Blase. Er fördert auf sanfte Weise das Wasserlassen, unterstützt die fließende Wasser-Energie und hilft, Blockaden aufzulösen.
Aber vorsichtig, ähnlich wie beim Kaffee, ist auch hier ein Zuviel des Guten einfach zu viel. Gerade weil wir sowieso dazu tendieren, zu viel Salz zu uns zu nehmen, da es in vielen Nahrungsmitteln wie Brot, Käse und Wurst und in Fertiggerichten sowie Fastfood enthalten ist. Und zu viel Speisesalz wirkt nicht mehr lösend, sondern verhärtend, weil es den Körper austrocknet – es erzeugt Durst und Hitze im Körper, Verhärtung der Gefäße und damit einhergehenden Bluthochdruck. Daher sollten wir es sparsam verwenden und auf eine hochwertige Qualität achten.
Salz in Verbindung mit Getreide (Reis- oder Gerstenmiso), mit Soja (Tamari) oder mit Sesam (Gomasio) sind ebenfalls hochwertige Salzquellen, die uns gleichzeitig helfen, die quantitative Menge an Salz zu reduzieren. Einen salzigen Geschmack hat darüber hinaus auch die Nahrung der Flüsse und Meere – Algen, Fische und Meeresfrüchte – wie auch zum Beispiel Oliven und Kapern.
Das Wasser-Element lässt sich aber auch durch positive Emotionen und Energien stärken, wie tiefgehende und liebevolle Beziehungen zu pflegen, die uns Stabilität und Sicherheit vermitteln, und helfen, Angst oder Schock zu bewältigen. Sich kleinen Mutproben im Alltag stellen, also sich regelmäßig einen Ruck geben und über den eigenen Schatten springen, unterstützt auch das Wasser-Element. Ebenso wie die Stille, die es braucht, um in sich reinzuhören und reinzuspüren um herauszufinden, was du brauchst, um wieder zu mehr Gelassenheit und Ausgeglichenheit zu finden.
Und, hast du dich in dem ein oder anderen Element wieder erkannt? Wenn ja, dann hoffe ich, dass du ein paar meiner Tipps für dich mitnehmen kannst!
Alles Liebe,
Sabine