Brennnessel

Die Brennnessel als Heilpflanze

14. Mai 2021

Kannst du dich auch noch an die roten, brennenden Pustelchen an Armen und Beinen erinnern, die wir als Kinder gefühlt jeden Frühling oder Sommer hatten? Das war der Preis für die besten Verstecke im Garten oder Wald 😅

Heute gehe ich freiwillig in die Brennnesseln, denn ich weiß um ihre immunstärkende Wirkung, die gerade jetzt, bei den teilweise völlig übertriebenen Hygienemaßnahmen, besonders gesund ist. Denn diese schwächen unser Immunsystem, weshalb es Sinn macht, es in einem gesunden Maß immer mal wieder zu triggern.

Brennhaare verursachen das Brennen

Die Brennhaare wirken bei Berührung wie eine Miniaturspritze: Sie injizieren Histamin und Acetylcholin und lösen Brennen, sowie eine Quaddelbildung aus. Dadurch werden Immunsystem und Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert, was wiederum zu einer Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte führt. Außerdem wird dadurch die Durchblutung angeregt, was den Körper dabei unterstützt, Giftstoffe und Krankheitserreger abzutransportieren und so auch Entzündungen entgegen wirkt.

Die heilende Wirkung der Brennnessel

Die Brennnessel wird traditionell als Heilpflanze wegen ihrer blutreinigenden, blutbildenden sowie blutstillenden Wirkung empfohlen. Darüber hinaus ist das grüne Kraut stoffwechselanregend, entgiftend, entsäuernd, harntreibend, immunsystemstimulierend, haarwuchsfördernd, antirheumatisch, durchblutungsfördernd und wirkt gegen Harnwegserkrankungen, Gicht, Rheumatismus, Bluthochdruck, Schuppen auf der Kopfhaut, Erschöpfungszuständen, Frühjahrsmüdigkeit, Verstopfung, Appetitlosigkeit, Menstruationsbeschwerden, Hautkrankheiten, Durchfall, Nieren- sowie Magenschwäche und hat sich als unterstützend bei Diabetes bewährt. Waaaahnsinn, oder?!

Die Brennnessel als Nährstoffbombe

In den Blättern der Brennnessel stecken organische Säuren wie Kaffeoyläpfelsäure, ätherisches Öl, Kieselsäure, Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, sowie Beta-Carotin und die Vitamine B, C und K. Bemerkenswert ist auch der hohe Gehalt an Vitamin C (mehr als bei Zitrusfrüchten!) und Eiweiß. So enthalten 100 g frische Brennnesselblätter beispielsweise ähnlich viel Eiweiß wie die gleiche Menge frischer Hülsenfrüchte, sodass es sich vor allem für uns Vegetarier und Veganer lohnt, Brennnesselblätter in den Speiseplan zu integrieren.

 

 

Die Wirkung aus Sicht der TCM

Brennnessel wirken adstringierend (zusammenziehend) und leicht bitter, sowie thermisch kühl. Sie wirkt auf die Funktionskreise von Leber, Lunge, Milz und Blase. Somit ist sie hilfreich bei Leber-Qi Stagnation, tonisiert das Blut, vertreibt Feuchtigkeit im unteren Erwärmer und in der Lunge und entgiftet die Leber. 

 

Hilfreich bei folgenden Syntomen nach TCM:

  • vertreibt Feuchtigkeit aus der Lunge (z.B. bei Bronchitis)
  • leitet Feuchtigkeit aus dem unteren Erwärmer (zum Beispiel bei Blasenentzündung aufgrund von feuchter Hitze, Ausfluss, Candida Pilz; mehr zu den 3 Erwärmern findest du hier)
  • löst sanft Leber-Qi-Stagnationen (z.B. bei Schwindel)
  • bei toxischer Hitze (z.B. bei Akne)

 

Die seelische Wirkung der Brennnessel

Die Brennnessel ist ein Kraut, das uns hilft in die eigene Mitte zu kommen, die eigenen Wurzeln zu finden und zu stärken. Vor allem in stressigen Phasen stärkt es die innere Balance. Die reinigende Wirkung können wir nutzen, um die eigenen Gedanken zu klären und Altes loszulassen.

Sie stärkt außerdem unseren Mut und unsere Willenskraft, die wiederum unserer Niere Kraft spenden. So macht sie uns wach und hilft dabei, Entscheidungen zu treffen und vertrauensvoll zu diesen zu stehen.

Mit der Brennnessel können wir längere Durstrecken (z.B. nach Schicksalsschlägen) leichter überstehen – frei nach dem Motto: Unkraut vergeht nicht. Sie nährt deine Wurzeln und macht dich standfest, so dass du auch in den widrigsten Umgebungen bei dir bleiben kannst.

 

In der Küche: Brennnesseln als Lebensmittel

Die Brennnessel lässt sich in der Küche auf nahezu gleiche Weise verarbeiten wie Spinat oder Mangold, hat aber eben bei weitem mehr gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe, sowie einen etwas herberen und würzigeren Eigengeschmack. Damit lässt sich die Brennnessel ähnlich wie Petersilie hervorragend zur Aufwertung von Salaten nutzen oder kann das Basilikum im Pesto ersetzen. Dafür nimmst du am besten Pinienkerne oder Walnüsse, ein hochwertiges Olivenöl, Salz, Zitronensaft und zerkleinerte Brennnesselblätter.

Zudem lässt sich die Brennnessel in Suppen, als Gemüsebeilage, anstelle von Spinat oder auch als Saft und Smoothie verarbeiten. Ein traditionelles Rezept ist die Brennnesselsuppe: Sie besteht neben Brennnesselblättern aus Zwiebeln, Kartoffeln, Brühe und Sahne oder Sahne-Ersatz. Die Blätter werden zunächst mit den Zwiebeln in Butter oder Rapskernöl mit Buttergeschmack angebraten und anschließend in den Suppentopf gegeben. Neben Salz und Pfeffer sorgen Knoblauch, Estragon und Petersilie für zusätzliche Würze.

Tipp: Damit sie keinen bitteren Geschmack haben oder zu faserig sind, sollten hauptsächlich junge Brennnesseln oder nur die oberen Blatttriebe verwendet werden. Die schmerzenden Brennhaare werden übrigens durch Kochen, Dünsten oder Trocknen unschädlich gemacht. Auch das Pürieren in einem Mixer zerstört die Haare, sodass sich Smoothies oder Säfte problemlos zubereiten lassen.

Für die Zubereitung eines Tees benötigt man 3 bis 4 Teelöffel fein geschnittenes Kraut. Dieses wird mit 150 ml kochendem Wasser überbrüht und nach 10 Minuten abgeseiht. Man trinkt davon zwei bis drei Tassen am Tag.